Es ist mir ein besonderes Anliegen, heute, wenn wir uns
von Erhard verabschieden, seine Persönlichkeit zu würdigen
im Rahmen seiner Verbundenheit mit der Familie Ding,
Dank auszusprechen für sein Verständnis, seine
Unterstützung, sein Bemühen Verantwortung zu
übernehmen, wie es seinen Möglichkeiten entsprach.
Nach einem glänzenden Abitur besuchte uns Erhard
1953 in Feldberg, gerade an dem Tag, an dem ich
die Aufnahmeprüfung für das Gymnasium
Müllheim bestanden hatte. Beide waren wir
in high spirits. Auf unseren Wanderungen,
z. B. nach Schloß Bürgeln schwärmte er
von der schönen Schulzeit, so daß ich ins
Träumen verfiel und später stets versuchte in
seinen Fußstapfen zu wandeln.
Damals begann eine lebenslange Freundschaft,
ungeachtet vieler Stolpersteine, die unseren Weg durchs
Leben später erschweren sollten.
Seine Jugend war geprägt durch die Schrecken der Kriegs- und Nachkriegszeit.
Noch kurz vor seinem Tod erinnerte er sich, wie er seine Schwester Gisela als
Baby aus dem Schutzkeller eines brennenden Hauses getragen hatte. Nach dem
Krieg war er eingebunden in die Versorgung der Familie, da sein Vater als Soldat
in Kriegsgefangenschaft und als Lehrer im Entnazifizierungsverfahren
monatelang abwesend war. Er erzählte mir wie er als 13-Jähriger die
Grundnahrungsmittel wie Milch, Kartoffeln etc. von den verwandten Bauern in
Edingen, Leimen, Gaiberg und dem nahen Odenwald beischaffen mußte. Von
ihnen lernte er auch Bienenstöcke zu hegen und zu pflegen und bald trieb er als
Imker einen schwunghaften Handel mit Honig. Dieser Leidenschaft widmete er
sich stolz noch bis ins hohe Alter, selbst in den Schweizer Bergen. Im nahen
Edingen erlebte er noch die Großeltern, die Hilfsbereitschaft der verwandten
Bauern- und Handwerkerfamilien Ding, Koch und Wacker, die gerade in
Notzeiten für einander da waren. Mehr als 30 Cousins und Cousinen säumten
seinen Weg und und es war für ihn selbstverständlich, daß er im Posaunenchor
mitspielte, den sein Vater mit seinen 5 Brüdern gegründet hatte Ich erinnere,
wie er am Neujahrsmorgen 1955 in letztrer Minute zum Gottesdienst fuhr, auf
der vereisten Hauptstraße in Edingen ins Schleudern kam, den nagelneuen VW
seines Vaters um eine Telefonstange wickelte und direkt neben der Kirche und
dem Totenhäuschen zum Stehen kam. Verwandte zogen ihn fast unverletzt aus
den Trümmern. Kein Wunder, daß er sich der Familie verbunden und verpflichtet
fühlte, die großen Familientreffen miterleben wollte, die Ausgaben für Halle und
Dokumentation des Familienstammbaumes finanzierte, und uns nach St Cierge,
dem Stammort der Familie Ding, begleitete, dessen Museum er ein schillerndes
Angebot machte für das erste Motorflugzeug, das im Kanton Watt zum Himmel
emporstieg.