Ich erinnere mich, dass Du uns nach dem Abitur in Feldberg besucht hast, gerade an dem Tag, als ich
die Aufnahmeprüfung für das Gymnasium bestanden hatte. Optimistisch hast Du mir vorgeschwärmt,
wie schön Schule sein kann, und ich habe viele Jahre davon gelebt und geträumt, erfolgreich in Deinen
Fußstapfen zu wandeln. Oft hast Du meinen Vater besucht, und immer strahlte er stolz, wenn er Dich
durch die Tür kommen sah. Besonders freute er sich, als Du mit Deiner Tochter Dunja zum großen
Familientreffen gekommen bist, das Du ja stets großzügig gesponsert hast. Dafür sei Dir von Herzen
Dank gesagt.
Christina und mir hast Du immer großes
Vertrauen geschenkt, darüber haben wir
uns stets gefreut. Manchmal bist Du mit
großen Sorgen zu uns gekommen, Du
brauchtest ärztlichen Rat, und wir waren
glücklich, Dich in die Hände guter Ärzte
weiterzuleiten. Zuletzt habe ich Dich mit
Erika und Andrea in der Chirurgie
Heidelberg begleiten und auf den Weg in
die Waldklinik Zürich bringen dürfen.
Damals habe ich Dir Mut gemacht. Ich war
sicher, dass Du es schaffen wirst, auch weil
Andrea sich rührend um Dich gekümmert
hat. Du hast die Sprache wieder gefunden,
Du bist aufgestanden und hast das Ruder
wieder in die Hand genommen.
02.05.2015
Neckargemünd, den 16.04.2015
Lieber Erhard,
Deine Schwester Erika hat Dich vor einer
Woche besucht. Sie erzählte mir, dass Du
sehr krank bist und unter schweren
Schmerzen leidest. Sie sagte mir auch, Du
würdest Dich freuen, wenn ich Dir schreibe.
Ihr Bericht hat uns sehr beunruhigt und
betroffen gemacht.
Dr. Reinhard Ding
Du warst sehr tapfer und konntest mit Deinem Enkel wieder surfen gehen in Fuerteventura. Hoffnung
und Zuversicht haben Dir die Kraft gegeben zu leben.
Ich weiß, dass Dir jetzt die Ärzte wenig Hoffnung machen, aber ich bin sicher, Du gehst auch diesmal
tapfer Deinen Weg in der Verantwortung, die Gott Dir anvertraut und zugemutet hat. Dein Vater sagte zu
Christina und mir wenige Tage vor seinem Tode: „Mein Vater wird mich mit dem Nachen auf dem Neckar
heimholen und für alles aufkommen, wenn ich etwas schuldig geblieben bin.“
Lieber Erhard, wir grüßen Dich in innerer Verbundenheit und denken an dich alle Tage. Dein Schicksal
liegt nun in Gottes Hand. Das beigelegte Liedblatt sei Dir und uns Trost für schwere Stunden.