Die Erinnerungen aufzuschreiben, ob in Form eines
Tagebuchs oder als Brief, kann helfen, die Gedanken zu
klären. Sie können festhalten, was Sie sich gewünscht
hätten damals, oder Sie können ein alternatives Ende
für Ihre Geschichte schreiben. Sie können Ihre
Gedanken klären, bevor Sie sich direkt an die betroffene
Person wenden. Oder sich einfach nur den Ärger von
der Seele schreiben. Nicht umsonst gehört es zur
Ausbildung in vielen sozialen Berufen, sich mit seiner
Biografie zu beschäftigen, z.B. durch biografisches
Schreiben. Nur wer mit seiner eigenen Geschichte im
Reinen ist, kann anderen gut helfen, mit ihren
Problemen zurecht zu kommen.
Falls Sie sich Sorgen machen, wer Ihre Aufzeichnungen
eines Tages lesen wird: Dieser Mensch wird sie geliebt
haben, weil er sonst nicht Ihre Aufzeichnungen
entsorgen müsste. Und dieser Mensch wird das mit
Tränen in den Augen tun und mit einem Lachen im
Herzen. Aber nun sind Sie erst einmal an der Reihe,
ganz nach Berthold Brecht:
Nicht alle Erinnerungen sind schön. Jeder Mensch trägt alte Konflikte und Verletzungen mit sich
herum. Wenn die Menschen, mit denen diese Verletzungen zu tun haben, noch leben, kann man
das direkt klären. Aber oft ist das gar nicht angebracht, weil man weiß, dass die andere Person an
das Ereignis wahrscheinlich gar nicht mehr denkt und man nur alte Wunden aufreißen würde. Und
in anderen Fällen ist der Mensch, um den es geht, einfach nicht mehr da.
"Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn sich niemand mehr an ihn erinnert." An wen möchten Sie
sich erinnern? Schreiben Sie es auf.
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17.03.2015